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KGM2024-1 Gemeindebrief
2024-1 Gemeindebrief

Angedacht

Liebe Leserinnen und Leser!

In zwei Wochen ist es wieder soweit! Die siebenwöchige Fastenzeit, die bis Ostern andauert, beginnt und steht schon jetzt in den Startlöchern.

Vielleicht ist das Fasten für Sie ein liebgewonnenes Ritual? Oder können Sie der ganzen Sache gar nichts abgewinnen?

Man kann ja auf ganz verschiedene Sachen verzichten: die einen fasten Süßes, andere fasten Alkohol, wieder andere auf Medienkonsum.

Das Fasten ist eine ganz alte Tradition: Seit Jesu Tod erinnern sich Christen in den Wochen vor Karfreitag an das Leiden und Sterben Jesu Christi und bereiten sich auf Ostern vor, auf die Botschaft von der Auferstehung. Die sogenannte Fasten- oder Passionszeit beginnt mit dem Aschermittwoch und endet am Karsamstag. Damit erinnern christliche Fastentraditionen an die vierzig Tage und Nächte, die Jesus nach seiner Taufe in der Wüste verbrachte und fastete.

Früher war das ganze Kirchenjahr durchgetaktet nach Tagen und Wochen des Fastens und es gab genaue Speisevorschriften für diese Zeiten. Etwa im Mittelalter waren gutes Essen und Musik, der Spaß an Spiel, Tanz und am Feiern nur erlaubt nach Fristen und Geboten. Bloß nichts falsch machen und vor allem Gott zu gefallen, war das Ziel. Wahlweise auch dem Papst, dem Pfarrer oder dem Nachbarn. Enthaltsamkeit schien ein bewährtes Mittel, den Himmel milde zu stimmen.

Diesen Gedanken finde ich irritierend. Auch in der Reformationszeit wurden diese strengen Regeln infrage gestellt. Martin Luther lehnte die Vorstellung ab, dass Verzicht und Askese als gute Werke vor der Hölle bewahren. Wer in der Fastenzeit auf etwas verzichtet, darf daher nach protestantischem Verständnis eigenständig entscheiden, was einem selbst gut tut.

Die evangelische Kirche lädt mit der Aktion „7 Wochen ohne“ dazu ein, genau das zu entdecken. Dabei geht es nicht um das Fasten auf Genussmittel, sondern um ein Fasten im Kopf. Probehalber etwas anders zu machen – auch wenn es schwer fällt – kann die Entdeckung mit sich bringen, dass es anders besser sein könnte. Eine Weile das zu vermeiden, womit wir sonst viel Zeit verbringen und uns besonders im Wege stehen, das setzt Kräfte frei.

Dieses Jahr heißt die Aktion: 7 Wochen ohne Alleingänge.

Vielleicht fragen Sie sich jetzt, auf was man da bitte schön fastet? Im trubeligen Alltag, mit Familie, Beruf, Partnerschaft, Ehrenamt wünscht man sich ja vielleicht eher Zeiten des Alleinseins.

Gleichzeitig gibt es viele Menschen, die unter dem Alleinsein, vor allem aber unter Einsamkeit leiden. „Komm rüber!“ fordert das Fastenmotto auf. Auf welche Alleingänge kann ich verzichten? Wo aber brauche ich die Einsamkeit und das stille Nachdenken? In diesem Sinne bedeutet Fasten, Gott gegenüber eine fragende Haltung einzunehmen und zu hören, was er zu sagen hat.

Im Verzicht der Fastenzeit lebt die Erinnerung daran, dass wir es nicht immer allein und selber am besten wissen, was gut für uns ist. Die Wochenthemen des Fastenkalenders führen vom „Miteinander gehen“ über das Miteinander mit den Liebsten, mit Fremdem, mit der Schöpfung und der weiten Welt zum Miteinander mit den mir Anvertrauten und mit Gott.

Falls Sie neugierig geworden sind: Weitere Infos sowie den Fastenkalender bekommen Sie im chrismonshop oder auch auf Bestellung im Buchladen Ihres Vertrauens.

Eine Zeit ohne Alleingänge wünscht Ihnen, Pfarrerin Eva Kahlert 

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